IG Verkehr
Beromünster

Ausgangslage

Es besteht ein Projekt für eine Umfahrung des Fleckens Beromünster, das eine Teilum­fah­rung Ost und eine Teilumfahrung West beinhaltet. Die Kosten dieser beiden Projekte werden auf ca. CHF 25 Millionen geschätzt. Hauptziel der Verkehrsplanung ist es, den Flecken durch eine Entlastungsstrasse vom Schwerverkehr zu befreien. In der kantonalen Planung waren das Teilprojekt Ost bisher im Topf C (= Realisierung unbestimmt), das Teilprojekt West im Topf B einge­teilt (= Realisie­rung ab 2019). Anfangs September war den Medien zu ent­nehmen, dass der Regierungsrat dem Kantonsrat beantragt, die beiden Projekte höher zu priorisieren, das heisst das Teilprojekt Umfahrung Ost würde in den Topf B und das Teilpro­jekt West in den Topf A aufrücken. Das bedeutet, stimmt der Kantonsrat dem Antrag der Regie­rung zu, dass das Teilprojekt West in der Zeitperiode ab 2015 realisiert werden könnte, das Teilprojekt Ost frühestens ab 2019.

Im Vorfeld hat es sowohl gegen die Umfahrung Ost wie gegen die Umfahrung West Kritik und Einsprachen gegeben. Diese sind mindestens teilweise noch hängig. Zu erwähnen ist dabei auch die Gemeindeinitiative aus dem Jahr 2008, bei der 500 Bürger eine Abstimmung zu diesem Umfahrungskonzept forderten. Die Initiative kam dann allerdings wegen eines Missverständnisses zwischen Initiativkomitee und Gemeinde formell nicht zu­stand. Da das Gesamtprojekt von vielen Leuten kritisch beurteilt wird, soll eine Interessengemeinschaft (IG) sich für eine bes­sere Lösung einsetzen.

Die IG für ein nachhaltiges Verkehrskonzept lehnt das vorliegende Projekt ab, weil es

  1. die Verkehrsprobleme in Beromünster nicht löst sondern lediglich verlagert und damit die Verkehrsimmissionen vom Flecken in bestehende und künftige Wohngebiete ver­schiebt,
  2. die lokalen und regionalen Bedürfnisse nicht berücksichtigt,
  3. noch mehr Verkehr und vor allem Schwerverkehr anzieht,
  4. trotz grossem finanziellem Aufwand keine nachhaltige Lösung darstellt, mit der auch die nächste Generation leben kann.

1. Die Verkehrsprobleme in Beromünster nicht löst sondern lediglich verlagert und damit die Verkehrsimmissionen vom Flecken in bestehende und künftige Wohngebiete ver­schiebt

  • Die Schlagzeile in der Neuen Luzerner Zeitung Nr. 201, vom 2. September 2014, “Beromüns­ter erhält eine Umfahrungsstrasse” ist falsch. Richtig wäre “Beromünster er­hält eine neue, breite Strasse mit vier Knoten”. Mit dem Begriff “Umfahrung” wird der Ein­druck erweckt, es werde eine Umfahrungsstrasse gebaut. Beromünster er­hält aber ledig­lich eine neue, zusätzliche Strasse und zwar mitten durch bestehendes und zu­künfti­ges Wohn- und Siedlungsgebiet in einem Abstand von 0 bis max. rund 240m zu den bestehenden Hauptstrassen. Umfahren wird lediglich der historische Flecken.
  • Mit dem Bau einer „Fleckenumfahrung“ werden verschiedene bestehende aber auch künftige Wohnzonen des Siedlungsgebiets von Beromünster neu mit Durchgangs­ver­kehr belastet. Der Mehrwert, der durch eine Verkehrsentlastung im Flecken entsteht, wird mit einem erheblichen Minderwert für den übrigen Siedlungsraum und vor allem für die künftige Entwicklung erkauft.

2. Die lokalen und regionalen Bedürfnisse nicht berücksichtigt,

  • Schon lange, aber erst recht nach der Fusion mit den Gemeinden Schwarzenbach, Gunzwil und Neudorf ist Beromünster ein Bildungszentrum. Wohl die Mehrheit der Kantons­schüler und der Oberstufenschüler, aber auch viele Primarschüler, hätten künf­tig die neue Hauptstrasse mehrmals pro Tag zu überqueren und dies an Punkten, die recht problematisch erscheinen. So stellen die Knotenpunkte bei der Garage Lustenber­ger und vor allem in der Schuelgasse, in welche die Umfahrung mit einem 8%-Gefälle mün­det, erhebliche Sicherheitsrisiken dar.
  • Sichere Schulwege dürften unbestritten ein wichtiges Anliegen bei einer neuen Verkehrs­füh­rung sein. Deshalb muss gleichzeitig ein Rad- und Schulwegkonzept reali­siert werden, das den Sicherheitsanforderungen der BFU genügt.
  • Für die künftige Entwicklung von Beromünster und seines historischen Zentrums stellt eine neue breite Entlastungsstrasse unmittelbar neben Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Sportplätzen, bestehenden und künftigen Wohngebieten eine schlechte Perspektive dar. Rund um den geplanten Knotenpunkt bei der Garage Lustenberger zeichnet sich eine Art neues Gewerbe- und Dienstleistungszentrum ab (Einzug der Migros, Projekt der vier Ge­werbetriebe Steiger, Galliker, Fischer, Scheuber, bestehende Einkaufsmöglichkeiten bei COOP und Landi, neue Post, Busbahnhof). Eine Umfahrungsstrasse ist deshalb auch angesichts dieser sich abzeichnenden Entwicklungen hier falsch platziert.
    Der Verkehr, der durch Beromünster fliesst, geht und kommt unter anderem aus dem Kanton Aargau. Durch die Nähe zum Nachbarkanton hat das Verkehrsproblem Beromüns­ter deshalb auch klar eine interkantonale Dimension. Der Verkehr selber küm­mert sich nicht um Kantonsgrenzen, umso mehr müssten es die zuständigen Behörden tun und Lösungen entwickeln, die alle wesentlichen Aspekte und Einflussfaktoren berücksich­tigen.

3. noch mehr Verkehr und vor allem Schwerverkehr anzieht

  • Neue zusätzliche Strassen ziehen neue Verkehrsströme an und führen daher überall zu Mehrverkehr. Wenn der Verkehr durch bauliche Massnahmen flüssiger gestaltet wird, er­höht sich gemäss Erfahrung die Verkehrs­menge sofort beträchtlich. Darunter leidet nicht nur das Kerngebiet der Ge­meinde Beromünster sondern auch das weitere Umfeld (Gunzwil, Bäch, Schenkon, Sur­see, Hildisrieden, Menziken, Reinach etc.).
  • Der Schleichverkehr von Lastwagen zur Abkürzung der Strecke und damit zur Reduktion der Schwerverkehrsabgabe ist ein wichtiges Problem bei der Verkehrssituation in Beromüns­ter (Blockierung Ochsenkreuzung). Wenn die Lastwagen künftig schneller und einfacher auf breiten neuen Strassen durch Beromünster fahren können, bedeutet dies zwangs­läu­fig auch mehr Lastwagenverkehr, was mit grösseren Immissionen aller Art in den Wohnge­bieten verbunden ist (Lärm, Abgase, Sicherheit etc.).

4. trotz grossem finanziellem Aufwand keine nachhaltige Lösung darstellt, mit der auch die nächste Generation leben kann.

  • Die geplante neue Strasse entspricht kaum ortsplanerischen und in die Zukunft gerichte­ten Überlegungen. Bereits mittelfristig wird die geplante Strasse fast vollständig mitten im überbauten Ge­biet liegen (siehe dazu des gegenwärtige zur Diskussion stehende räum­liche Entwick­lungskonzept). Es macht den Eindruck, dass beim Projekt der Fokus fast ausschliess­lich auf technische Belange und deren Machbarkeit gerichtet wurde. Ein ent­spre­chender Bericht liegt vor, nicht aber ein Bericht zur Umwelt- bzw. Wohnverträg­lich­­keit.
  • Die geplante neue Strassenanlage erscheint in verschiedener Hinsicht problema­tisch. So sind Steigun­gen/Gefälle bis zu 10% vorgesehen. Selbst im Bereich des geplan­ten Knoten „Schuel­gass“ hat die Strasse eine Steigung/Gefälle von rund 8%. So ein Längen­profil für eine neu geplante Umfahrungsstrasse ist unverantwortlich. Zum einen wären die Lärm- und Schadstoffausbreitung massiv, zum anderen entstehen für alle Ver­kehrsteilnehmer namentli­che im Winter erhebliche Unfallrisiken.
  • Die neue Strasse soll das neu als Wohnbauzone vorgesehene Gebiet Bifang auf einem bis zu 5 m hohen Damm durchqueren. Dies bedeutet eine klare Abwertung dieses an sich sehr schönen Siedlungsgebietes und erfordert von allem Anfang an Lärmschutzmass­nahmen die kaum mit dem Ortsbildschutz in Übereinstimmung ge­bracht werden können.
  • Im Bauprogramm 2015 -2018 für die Kantonsstrasse sind im Topf A die enorm hohen Projektosten für die Westumfahrung von 8,8 Millionen und im Topf B für die Ostum­fah­rung von 16 Millionen vorgesehen (Stand September 2014). In einer realistischen Gesamt­be­trachtung ist das Kosten- / Nutzenverhältnis für die Lösung des Verkehrsprob­lems in Beromünster mit der vorgetäuschten Umfahrung leider keineswegs gelöst. Im Gegen­teil, es werden mit dem Mehrverkehr, der zusätzlichen Lärm- und Luftbelastung und den wiederkehrenden Mehrkosten schlechte Voraussetzungen geschaffen.

Wie soll das Verkehrsproblem in Beromünster gelöst werden?

Nachdem die Frage der Umfahrung des Fleckens seit fast 50 Jahren auf der politischen Agenda steht, kann die IG auch keine pfannenfertige Lösung anbieten. Folgende Schritte müssten aber wohl in die Wege geleitet werden:

  1. Vorab wäre nochmals zu prüfen, ob überhaupt eine neue teure Strasse notwendig ist oder ob die Verkehrsprobleme nicht auch mit Massnahmen wie Verlangsamung des Verkehrs im Flecken (z.B. Tempo 30, Transitverbot für Lastwagen, weitere verkehrsberuigende Massnahmen etc.) schneller und kostengünstiger zu lösen wären. Damit könnten mit Sicherheit auch Kosten eingesprart werden.
  2. Wenn man zum Schluss kommt, dass eine neue Strasse unabdingbar ist, sollte der Planungsperimeter grossräumiger (ganzes Gemeindegebiet) und unter Einbezug aller Verkehrsträger, öffentliche Anlagen, Schulen, Einkauf usw. gewählt werden. Der Planungsfächer muss geöffnet werden, damit die Lösung der Verkehrsprobleme in Bero­münster ganzheitlich studiert, diskutiert, geplant und realisiert werden kann. Ferner wären auch Koordinationsgespräche und ein Abgleich mit dem Kanton Aargau und der Region Aargau-Süd zwingend.
  3. Die bisherigen Abklärungen und Planungen drehten sich immer um eine neue Strasse, die Flecken östlich umfahren sollte. Eine Variante, welche eine süd-westlich des Fleckens laufende Strasse vorsehen würde, ist nie vorgelegt worden. Dies ob­wohl dort weniger Hindernisse vorliegen und eine echte Umfahrung der Wohngebiete mög­lich scheint.
  4. Schliesslich soll sich der Kanton beim Bund für Regelungen einsetzen, die es dem Schwer­verkehr verunmöglichen, Schleichrouten zur Reduktion der Schwerverkehrs­ab­gabe zu benutzen.

Die im Jahre 2008 eingereichte Gemeindeinitiative, die ein Mitspracherecht der Einwohner von Beromünster bei der Realisierung der Verkehrsprobleme verlangte, wurde wegen forma­ler Mängel als ungültig erklärt. Rund 40% der stimmberechtigen Bürger hatten damals die Initiative unterzeichnet. Die Projektplanung wurde aber vom Kanton ohne Berücksichtigung und Prüfung der damals vorgebrachten Vorschläge weiter getrieben. Zwar wurden Varianten für die Westumfahrung vorgelegt, die aber keine wirklichen Alternativen darstellten. Heute steht das räumliche Entwicklungskonzept (REK) zur Diskussion. Darin ist die Umfahrungs­strasse (Variante 4b) enthalten. Die Bewohner sind zur Mitwirkung aufgerufen. Die Zukunft soll gemeinsam gestaltet werden. Packen wir es an!